Zukunftskompetenzen in der dualen Berufsausbildung sind unerlässlich, um auf die dynamischen Veränderungen in der Arbeitswelt zu reagieren. Diese umfassen die Anpassung an technologische Entwicklungen, die Berücksichtigung der zunehmenden Digitalisierung und den Umgang mit sich verändernden Berufsstrukturen. In der modernen Arbeitswelt werden analytische und Problemlösefähigkeiten, kommunikative Kompetenzen und Fremdsprachenkenntnisse immer wichtiger. Die Fähigkeit, sich kontinuierlich weiterzubilden und sich an die Globalisierung anzupassen, ist ebenfalls von großer Bedeutung. Auch die Konkurrenz zur akademischen Bildung und die Notwendigkeit, die Attraktivität der dualen Ausbildung zu erhöhen, spielen eine Rolle. Um dies zu erreichen, müssen sowohl die Berufsorientierung als auch die Unterstützung von Klein- und Mittelbetrieben bei der Rekrutierung von Auszubildenden gestärkt werden.

Integration in die duale Berufsausbildung

Die Integration von Zukunftskompetenzen in die duale Ausbildung ist eine Herausforderung, die aber auch Chancen bietet. Während der Corona-Pandemie wurden beispielsweise innovative Ansätze wie das “mobile Ausbilden” entwickelt, um die Ausbildung auch unter erschwerten Bedingungen fortzusetzen. Allerdings konnten viele Betriebe nicht alle Ausbildungsplätze besetzen, was auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist, darunter strukturelle Herausforderungen in bestimmten Branchen und Unsicherheiten im Umgang mit der Pandemie. Dennoch zeigt sich, dass in Branchen, die eine Anpassung an neue Lehr- und Lernmethoden vorgenommen haben, wie beispielsweise in der IT-Branche, die Ausbildungsplätze erfolgreich besetzt werden konnten. Diese Entwicklungen deuten auf die Notwendigkeit hin, flexiblere und innovativere Ansätze in der dualen Ausbildung zu verfolgen​​.

Was sind Zukunftskompetenzen oder auch “Future Skills”?

Zukunftskompetenzen, auch als “Future Skills” bekannt, sind Fähigkeiten und Kompetenzen, die in der modernen, sich schnell wandelnden Arbeitswelt als entscheidend angesehen werden. Sie helfen Individuen, sich an neue Technologien, Arbeitsmethoden und sich verändernde Marktbedingungen anzupassen. Im Kontext der beruflichen Ausbildung spielen sie eine zentrale Rolle, da sie die Auszubildenden darauf vorbereiten, in einer digitalisierten und globalisierten Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Hier sind einige Schlüsselkompetenzen aufgelistet und im Kontext der beruflichen Ausbildung erläutert:

  1. Digitale Kompetenz: Verstehen und effektiver Einsatz von digitalen Technologien. In der beruflichen Ausbildung bedeutet dies, dass Auszubildende lernen, wie man digitale Tools nutzt, Daten analysiert und digitale Arbeitsprozesse versteht und anwendet.
  2. Kritisches Denken: Die Fähigkeit, Informationen objektiv zu analysieren und zu bewerten. In der Ausbildung lernen Auszubildende, Informationen kritisch zu hinterfragen, Argumente zu bewerten und fundierte Entscheidungen zu treffen.
  3. Kreativität: Die Fähigkeit, originelle und innovative Ideen zu entwickeln. In der beruflichen Bildung geht es darum, Kreativität zu fördern, um neue Lösungen für berufliche Herausforderungen zu finden.
  4. Problemlösungsfähigkeiten: Die Fähigkeit, komplexe Probleme zu identifizieren und effektive Lösungen zu entwickeln. In der Ausbildung werden Auszubildende mit realen Problemen konfrontiert, um ihre analytischen Fähigkeiten und ihre Fähigkeit zur Problemlösung zu stärken.
  5. Teamarbeit: Effektiv in Teams arbeiten und kommunizieren. Berufliche Ausbildung fördert Teamprojekte und Zusammenarbeit, um Teamfähigkeit und zwischenmenschliche Fähigkeiten zu entwickeln.
  6. Emotionale Intelligenz: Die Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. In der Ausbildung geht es darum, Empathie, Selbstbewusstsein und soziale Fähigkeiten zu fördern.
  7. Lernfähigkeit: Die Bereitschaft und Fähigkeit, kontinuierlich zu lernen und sich anzupassen. Dies ist in der beruflichen Ausbildung von entscheidender Bedeutung, da Auszubildende lernen müssen, sich schnell an Veränderungen und neue Informationen anzupassen.
  8. Interkulturelle Kompetenz: Verständnis und Respekt für kulturelle Unterschiede. In einer globalisierten Arbeitswelt ist es wichtig, dass Auszubildende lernen, effektiv in multikulturellen Umgebungen zu arbeiten.
  9. Selbstmanagement: Die Fähigkeit, die eigene Arbeit effizient und effektiv zu organisieren. In der Ausbildung lernen Auszubildende, ihre Zeit zu managen, Prioritäten zu setzen und selbständig zu arbeiten.
  10. Anpassungsfähigkeit: Flexibilität und Offenheit für Veränderungen. Im Rahmen der beruflichen Ausbildung ist es wichtig, dass Auszubildende lernen, sich schnell an veränderte Bedingungen und Anforderungen anzupassen.

Theoretische Betrachtung

Diverse Modelle und Studien zeigen, dass Zukunftskompetenzen ein breites Spektrum abdecken und in verschiedenen Kontexten unterschiedlich definiert und angewendet werden können. In der beruflichen Bildung sind sie von entscheidender Bedeutung, da sie es Individuen ermöglichen, sich den ständig ändernden Anforderungen der modernen Arbeitswelt anzupassen und erfolgreich zu sein. Wenn es um die Kompetenzen geht, dann sind nachfolgende Modelle erwähnenswert.

  1. Schlüsselkompetenzen nach Dieter Mertens (1974): Dieses Modell, das erstmals in den 1970er Jahren vorgestellt wurde, konzentriert sich auf Kompetenzen, die es Individuen ermöglichen, sich spezifisches und wechselndes Spezialwissen anzueignen. Diese Kompetenzen dienen der Handlungs-, Adaptions- und Transformationsfähigkeit der Lernenden und sind grundlegend für die Entwicklung von Zukunftskompetenzen​​. [LINK]
  2. OECD Lernkompass: Dieser Rahmen betrachtet das Lernen auf einer ganzheitlichen Ebene und zielt darauf ab, Lernenden eine umfassende Entwicklung zu ermöglichen. Er betont die Bedeutung von Agency, d.h. der Gestaltungs- und Handlungskompetenz, und betrachtet Lernende als aktive Gestalter ihrer Lernerfahrung und ihrer Zukunft​​. [LINK]
  3. Future Skills Profile (Ehlers 2022): Dieses Modell wurde speziell für den hochschulischen Kontext entwickelt und ermöglicht das Clustern verschiedener Kompetenzen. Es bietet Möglichkeiten zur Selbstverortung und zur Individualisierung eigener Kompetenzen​​. [LINK]
  4. 4K-Modell des Lernens: Dieses Modell, das im schulischen Kontext weit verbreitet ist, konzentriert sich auf vier Kernkompetenzen: Kritisches Denken, Kommunikation, Kollaboration und Kreativität. Diese Kompetenzen sind anschlussfähig und praxisorientiert und finden sich auch in anderen Modellen der Future Skills​​. [LINK]
  5. NextSkills-Studie: Diese Studie identifizierte Schlüsselkompetenzen, die es Hochschulabsolventen ermöglichen, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Die Studie definiert Future Skills als subjektive und persönliche Fähigkeiten, die es Einzelnen ermöglichen, sich zu lernen, sich anzupassen und sich zu entwickeln​​. [LINK]
  6. Weitere identifizierte Future Skills: Dazu gehören Lernkompetenz, Selbstwirksamkeitserwartung, Selbstbestimmtheit, Selbstkompetenz, Reflexionskompetenz, Entscheidungskompetenz, Initiativ- und Leistungskompetenz, Ambiguitätskompetenz, ethische Kompetenz, Design-Thinking-Kompetenz, Innovationskompetenz, Systemkompetenz, Digitalkompetenz, Sensemaking, Zukunfts- und Gestaltungskompetenz, Kooperationskompetenz und Kommunikationskompetenz​​. [LINK]

Herausforderungen und Chancen

Die Herausforderungen bei der Integration von Zukunftskompetenzen in die duale Berufsausbildung sind vielfältig. Dazu gehören der Widerstand gegen Veränderungen, finanzielle und organisatorische Einschränkungen und der Mangel an qualifizierten Ausbildern. Trotzdem bietet die Integration von Zukunftskompetenzen große Chancen. Sie erhöht die Beschäftigungsfähigkeit der Auszubildenden und trägt zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft bei. Durch die Anpassung an die Bedürfnisse des modernen Arbeitsmarktes kann die duale Ausbildung weiterhin eine zentrale Rolle bei der Entwicklung qualifizierter Fachkräfte spielen.

Fazit

Die Einführung von Zukunftskompetenzen in die duale Berufsausbildung ist ein entscheidender Schritt, um junge Menschen auf die Herausforderungen und Möglichkeiten der digitalen Ära vorzubereiten. Obwohl die Integration dieser Kompetenzen mit Herausforderungen verbunden ist, sind die potenziellen Vorteile für Auszubildende und die Wirtschaft enorm. Es ist eine Investition in die Zukunft, die sicherstellt, dass Deutschland seine führende Rolle in der Weltwirtschaft beibehält und eine Generation von Fachkräften hervorbringt, die für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerüstet sind.

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